zurück zur Übersicht

11.01.2024

Debatte in Tschechien über Änderungen des Waffenrechts

Waffenhändler sollen verdächtige Kunden melden

Im Prager Parlament fand am 10. Januar 2024 eine Debatte über Änderungen des tschechischen Waffenrechts statt. Die Novellierung des Waffenrechts in Tschechien ist schon lange geplant und keine Reaktion auf die Amoktat vom 21. Dezember 2023. Die Debatte jedoch wurde als Folge der Tat angesetzt, bei der drei Wochen zuvor in den Räumen der Prager Karls-Universität 14 Menschen von einem Legalwaffenbesitzer erschossen wurden.

Innenminister Vít Rakušan kündigte an, als Konsequenz aus dem Amoklauf eine aktualisierte Fassung der Novellierung des Waffengesetzes vorzulegen. Update: Am Mittwoch, 6. März 2024, stimmte das Parlament der Gesetzesnovelle zu (Quelle: Deutschlandfunk). Zum Beispiel soll die bisher freiwillige Möglichkeit für Verkäufer von Waffen und Schussmunition, verdächtige Käufer zu melden, zur Pflicht werden, meldet Radio Prag am 10.01.2024. Bisher nicht in der Novelle vorgesehen, aber nun vom Innenminister wieder ins Gespräch gebracht, sind verpflichtende psychologische Untersuchungen als Bedingung für die Erteilung eines Waffenscheins. Unter dem Eindruck des Amoklaufs vom 24. Februar 2015 in Uherský Brod mit acht Toten hatte der damalige Innenminister Milan Chovanec bereits solche psychologische Untersuchung vorgeschlagen.

Radio Prag befragte dazu einen Experten. Martin Anders ist Chefarzt an der psychiatrischen Klinik des Universitätskrankenhauses der Prager Karls-Universität. Er wird wie folgt zitiert: „Wir müssen uns die Frage stellen, ob wir Psychiater gemeinsam mit den Psychologen überhaupt diese große Zahl an Untersuchungen bewerkstelligen können. So eine wirklich gründliche Kontrolle dauert bis zu drei Stunden. Hinterher müssen sich die Ärzte beraten. Meiner Meinung nach haben wir dafür keine Kapazitäten.“ Und weiter: „Auch ein Psychiater ist kein Hellseher mit einer Glaskugel." (Radio Prag vom 09.01.2024)