30.06.2025
Mittelstand unerwünscht?
Wie Jagd- und Sportwaffenhändler vom Finanzsektor diskriminiert werden
Mit der neuen CDU-geführten Bundesregierung verbinden viele Vertreter der deutschen Wirtschaft die Hoffnung auf Bürokratieabbau, Steuerentlastungen und wirksame Unterstützung für Investitionen und Wettbewerbsfähigkeit. Diese Hoffnung nährt die neue Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), wenn sie postuliert: „Der Standort Deutschland muss wieder wettbewerbsfähig werden. Unterstützung für Firmen, weniger Bürokratie und Entlastung statt Belastungen sind Voraussetzung dafür. Die CDU-geführte Bundesregierung setzt auf klare Prinzipien, neue Wachstumsimpulse und Vertrauen in den Mittelstand.“ (1)
Schön, dass die Bundesregierung dem Mittelstand vertraut. Doch was ist umgekehrt mit dem Vertrauen des Mittelstands in die Regierung? „In unserer Branche ist davon wenig zu spüren“, konstatiert Michael Blendinger, Unternehmer aus Nürnberg. Seine Branche, das ist der zivile Waffenfachhandel. Seit 32 Jahren betreibt der 56-Jährige ein Fachgeschäft für Waffen und Munition. Darüber hinaus vertritt Blendinger seit 2023 als Präsident des Verbandes Deutscher Büchsenmacher und Waffenfachhändler e. V. (VDB) die wirtschaftlichen Interessen seiner Branche.
Kleine Branche – große Hürden
Rund 1.800 gewerbliche Mitglieder aus ganz Deutschland zählt der VDB, darunter Büchsenmachermeisterwerkstätten und Großhändler, die meisten aber sind Einzelhändler, die Waffen und Munition für Sammler, Jäger und Sportschützen verkaufen, Anglerbedarf, Signal- und Schreckschusswaffen, Messer und Utensilien für Outdoor-Aktivitäten, Ferngläser und Spezialoptiken. Mit einem Jahresumsatz von 800 Millionen Euro ist die zivile Waffenhandelsbranche vergleichsweise klein und hat entsprechend wenig Rückhalt in der Bundespolitik.
„Als überwiegend mittelständisch oder familiär geführte Wirtschaftsunternehmen leiden wir unter den gleichen Hemmnissen wie alle anderen Branchen, also der überbordenden Bürokratie, der Überregulierung aus Brüssel und der aktuellen Wirtschaftsflaute. Zusätzlich aber sind wir branchenspezifischen Pflichten unterworfen, wie der Meldepflicht an das Nationale Waffenregister und waffenrechtlichen Verboten, die immer mehr zu Handelseinschränkungen führen“, erläutert der VDB-Präsident.
Kein Geschäftskonto für Existenzgründer
Neben diesen vom Gesetzgeber aufgestellten Hürden, werden Jagd- und Sportwaffenhändler auch von gesellschaftlichen Vorurteilen ausgebremst. Geradezu existenzgefährdend kann es werden, wenn Geldinstitute oder Versicherungen den Händler als Geschäftskunden ablehnen. Beim VDB gehen in jüngster Zeit vermehrt Berichte von Mitgliedern ein, die Probleme mit Banken und Sparkassen haben. Da wird Existenzgründern die Eröffnung eines Geschäftskontos verweigert, es werden Kredite für zukunftsweisende Investitionen verwehrt oder es werden bestehende Geschäftsbeziehungen mit langjährigen, stets solventen Kunden plötzlich gekündigt. Sogar Schützenvereine berichten, dass sie sich nach Jahrzehnten ein neues Geldinstitut suchen müssen. Auch die Versicherer stufen die Branche als „Nichtzeichnungsrisiko“ ein und kündigen ohne sachlichen Grund bestehende Policen.
Auf Nachfrage wird von den entsprechenden Mitarbeitern meist auf interne Vorgaben verwiesen, die angeblich gegen Geschäftsbeziehungen zur Waffenbranche sprechen. Diese würde ihre Reputation gefährden und seien nicht vereinbar mit den sogenannten Nachhaltigkeitskriterien gemäß EU-Taxonomie-Verordnung. Moment: Jagd und Sport sind nicht nachhaltig? Was würden Jäger und Schießsportler ohne den zivilen Waffenhandel tun? Wie soll Tierseuchenbekämpfung, z. B. im Rahmen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) funktionieren, wenn keine flächendeckende Versorgung mit Waffen, Munition, Optiken und Büchsenmacherhandwerk mehr vorhanden ist? Und was ist mit dem ehrenamtlichen, gesellschaftlichen Engagement der Schützenvereine, die gerade in der Jugendarbeit eine wichtige Säule zur Persönlichkeitsentwicklung mit hohem Verantwortungsbewusstsein darstellen?
Pauschale Diskriminierung ohne Differenzierung
Dieser Aspekt spielt in den Erklärungen zur nachhaltigen Finanzwirtschaft keine Rolle. Es wird buchstäblich alles in einen Topf geworfen, wie es das Magazin für nachhaltige Geldanlagen „Ecoreporter“ (Ausgabe 2024) formuliert: „vom Küchenmesser bis zur Atombombe, vom Krieg bis zum Sportwettkampf mit Pistolen.“ (2)
Dabei gibt es für diese pauschale Diskriminierung weder eine sachliche noch eine rechtliche Vorgabe. Selbst die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) nennt ausdrücklich nur „umstrittene“ Waffen als Ausschlusskriterium für sich nachhaltig nennende Fonds. (3) Dazu gehören ABC-Waffen, Streumunition und Landminen. Dass damit kein Händler ziviler Waffen sein Geld verdient, müsste den Banken und Sparkassen bekannt sein.
In den Reihen der offenbar unerwünschten Bankkunden aus der zivilen Waffenbranche wächst das Unverständnis für diese Diskriminierung. Denn mit Unternehmen aus der Verteidigungsbranche hat die Finanzbranche weniger Berührungsängste. Die Europäische Wertpapieraufsicht ESMA erlaubt inzwischen, Rüstungshersteller als nachhaltig einzustufen. (4)
„Für die kleinen und mittleren Unternehmen in unserer Branche ist die Erfahrung, unerwünscht zu sein, sehr bitter. Dabei ist gerade der zivile Waffenfachhandel hochgradig transparent und lückenlos überwacht. Wir gehören zum Mittelstand, in den unsere neue Wirtschaftsministerin Vertrauen hat, wie sie sagt. Wir warten nun auf die Taten, die diesen Worten folgen“, so das Fazit des VDB-Präsidenten.
Quellen:
(1) https://www.cdu.de/aktuelles/energie-und-klima/katherina-reiche-wachstum-ermoeglichen-verantwortung-uebernehmen/
(2) https://www.ecoreporter.de/artikel/waffen-im-nachhaltigen-depot/
(3) https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Aufsichtsmitteilung/2024/aufsichtsmitteilung_24072024_ESMA_Leitlinien_Fondsnamen.html
(4) https://blackout-news.de/aktuelles/das-geschaeft-mit-dem-krieg-finanzindustrie-will-ruestungshersteller-als-nachhaltig-einstufen/
Michael Blendinger
Präsident des Verbandes Deutscher Büchsenmacher und Waffenfachhändler e. V. (VDB)
Pressefoto in druckfähiger Auflösung bitte anfordern unter presse@vdb-waffen.de
Verband Deutscher Büchsenmacher und Waffenfachhändler e. V. (VDB)
Gisselberger Str. 10 – 35037 Marburg
Telefon 0 64 21 – 480 75 33
Der VDB wurde 1949 gegründet und vereint 1.789 Unternehmen des Waffenfacheinzelhandels, Büchsenmachermeisterhandwerks und die meisten Hersteller, Großhändler sowie Importeure. Als Bundesverband vertreten wir die Interessen unserer vorgenannten Mitgliedsunternehmen aller Betriebsformen und -größen. Mehr: Über uns
Schön, dass die Bundesregierung dem Mittelstand vertraut. Doch was ist umgekehrt mit dem Vertrauen des Mittelstands in die Regierung? „In unserer Branche ist davon wenig zu spüren“, konstatiert Michael Blendinger, Unternehmer aus Nürnberg. Seine Branche, das ist der zivile Waffenfachhandel. Seit 32 Jahren betreibt der 56-Jährige ein Fachgeschäft für Waffen und Munition. Darüber hinaus vertritt Blendinger seit 2023 als Präsident des Verbandes Deutscher Büchsenmacher und Waffenfachhändler e. V. (VDB) die wirtschaftlichen Interessen seiner Branche.
Kleine Branche – große Hürden
Rund 1.800 gewerbliche Mitglieder aus ganz Deutschland zählt der VDB, darunter Büchsenmachermeisterwerkstätten und Großhändler, die meisten aber sind Einzelhändler, die Waffen und Munition für Sammler, Jäger und Sportschützen verkaufen, Anglerbedarf, Signal- und Schreckschusswaffen, Messer und Utensilien für Outdoor-Aktivitäten, Ferngläser und Spezialoptiken. Mit einem Jahresumsatz von 800 Millionen Euro ist die zivile Waffenhandelsbranche vergleichsweise klein und hat entsprechend wenig Rückhalt in der Bundespolitik.
„Als überwiegend mittelständisch oder familiär geführte Wirtschaftsunternehmen leiden wir unter den gleichen Hemmnissen wie alle anderen Branchen, also der überbordenden Bürokratie, der Überregulierung aus Brüssel und der aktuellen Wirtschaftsflaute. Zusätzlich aber sind wir branchenspezifischen Pflichten unterworfen, wie der Meldepflicht an das Nationale Waffenregister und waffenrechtlichen Verboten, die immer mehr zu Handelseinschränkungen führen“, erläutert der VDB-Präsident.
Kein Geschäftskonto für Existenzgründer
Neben diesen vom Gesetzgeber aufgestellten Hürden, werden Jagd- und Sportwaffenhändler auch von gesellschaftlichen Vorurteilen ausgebremst. Geradezu existenzgefährdend kann es werden, wenn Geldinstitute oder Versicherungen den Händler als Geschäftskunden ablehnen. Beim VDB gehen in jüngster Zeit vermehrt Berichte von Mitgliedern ein, die Probleme mit Banken und Sparkassen haben. Da wird Existenzgründern die Eröffnung eines Geschäftskontos verweigert, es werden Kredite für zukunftsweisende Investitionen verwehrt oder es werden bestehende Geschäftsbeziehungen mit langjährigen, stets solventen Kunden plötzlich gekündigt. Sogar Schützenvereine berichten, dass sie sich nach Jahrzehnten ein neues Geldinstitut suchen müssen. Auch die Versicherer stufen die Branche als „Nichtzeichnungsrisiko“ ein und kündigen ohne sachlichen Grund bestehende Policen.
Auf Nachfrage wird von den entsprechenden Mitarbeitern meist auf interne Vorgaben verwiesen, die angeblich gegen Geschäftsbeziehungen zur Waffenbranche sprechen. Diese würde ihre Reputation gefährden und seien nicht vereinbar mit den sogenannten Nachhaltigkeitskriterien gemäß EU-Taxonomie-Verordnung. Moment: Jagd und Sport sind nicht nachhaltig? Was würden Jäger und Schießsportler ohne den zivilen Waffenhandel tun? Wie soll Tierseuchenbekämpfung, z. B. im Rahmen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) funktionieren, wenn keine flächendeckende Versorgung mit Waffen, Munition, Optiken und Büchsenmacherhandwerk mehr vorhanden ist? Und was ist mit dem ehrenamtlichen, gesellschaftlichen Engagement der Schützenvereine, die gerade in der Jugendarbeit eine wichtige Säule zur Persönlichkeitsentwicklung mit hohem Verantwortungsbewusstsein darstellen?
Pauschale Diskriminierung ohne Differenzierung
Dieser Aspekt spielt in den Erklärungen zur nachhaltigen Finanzwirtschaft keine Rolle. Es wird buchstäblich alles in einen Topf geworfen, wie es das Magazin für nachhaltige Geldanlagen „Ecoreporter“ (Ausgabe 2024) formuliert: „vom Küchenmesser bis zur Atombombe, vom Krieg bis zum Sportwettkampf mit Pistolen.“ (2)
Dabei gibt es für diese pauschale Diskriminierung weder eine sachliche noch eine rechtliche Vorgabe. Selbst die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) nennt ausdrücklich nur „umstrittene“ Waffen als Ausschlusskriterium für sich nachhaltig nennende Fonds. (3) Dazu gehören ABC-Waffen, Streumunition und Landminen. Dass damit kein Händler ziviler Waffen sein Geld verdient, müsste den Banken und Sparkassen bekannt sein.
In den Reihen der offenbar unerwünschten Bankkunden aus der zivilen Waffenbranche wächst das Unverständnis für diese Diskriminierung. Denn mit Unternehmen aus der Verteidigungsbranche hat die Finanzbranche weniger Berührungsängste. Die Europäische Wertpapieraufsicht ESMA erlaubt inzwischen, Rüstungshersteller als nachhaltig einzustufen. (4)
„Für die kleinen und mittleren Unternehmen in unserer Branche ist die Erfahrung, unerwünscht zu sein, sehr bitter. Dabei ist gerade der zivile Waffenfachhandel hochgradig transparent und lückenlos überwacht. Wir gehören zum Mittelstand, in den unsere neue Wirtschaftsministerin Vertrauen hat, wie sie sagt. Wir warten nun auf die Taten, die diesen Worten folgen“, so das Fazit des VDB-Präsidenten.
Quellen:
(1) https://www.cdu.de/aktuelles/energie-und-klima/katherina-reiche-wachstum-ermoeglichen-verantwortung-uebernehmen/
(2) https://www.ecoreporter.de/artikel/waffen-im-nachhaltigen-depot/
(3) https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Aufsichtsmitteilung/2024/aufsichtsmitteilung_24072024_ESMA_Leitlinien_Fondsnamen.html
(4) https://blackout-news.de/aktuelles/das-geschaeft-mit-dem-krieg-finanzindustrie-will-ruestungshersteller-als-nachhaltig-einstufen/

Präsident des Verbandes Deutscher Büchsenmacher und Waffenfachhändler e. V. (VDB)
Pressefoto in druckfähiger Auflösung bitte anfordern unter presse@vdb-waffen.de
Verband Deutscher Büchsenmacher und Waffenfachhändler e. V. (VDB)
Gisselberger Str. 10 – 35037 Marburg
Telefon 0 64 21 – 480 75 33
Der VDB wurde 1949 gegründet und vereint 1.789 Unternehmen des Waffenfacheinzelhandels, Büchsenmachermeisterhandwerks und die meisten Hersteller, Großhändler sowie Importeure. Als Bundesverband vertreten wir die Interessen unserer vorgenannten Mitgliedsunternehmen aller Betriebsformen und -größen. Mehr: Über uns