zurück zur Übersicht

15.08.2018

Ausbildung zum Büchsenmacher

Thüringer Berufsfachschule lockt Bewerber aus aller Welt

Gerade mal 16 Schüler nimmt die Berufsfachschule für Büchsenmacher im thüringischen Suhl pro Jahr auf. Die Ausbildung ist anspruchsvoll und anstrengend. Doch den Absolventen eröffnen sich nach drei Jahren intensiven Lernens hervorragende Berufsperspektiven.



Den ganzen Vormittag hat Bastian Hövel (siehe Foto) an der Werkbank gestanden. Vier Stunden lang hat der 18-Jährige ein Stück Metall mit der Feile bearbeitet. Millimeterarbeit – im wahrsten Sinne des Wortes. Er ist erschöpft, aber auch mächtig stolz. Glatt und ebenmäßig ist sein Werkstück – Ausbilder Lutz Henneberg ist äußerst zufrieden. Bastian
ist einer von 48 jungen Männern und Frauen, die am Staatlichen Berufsbildungszentrum Suhl im Süden von Thüringen zu Büchsenmachern ausgebildet werden. Büchsenmacher fertigen Jagd- und Sportwaffen, also Flinten, Büchsen, Revolver und Pistolen. Dazu gehört der Umgang mit Werkzeugen wie Feile,  Zange und Säge. Weiterhin die Bedienung von Maschinen zum Fräsen, Drehen und Gravieren. Und schließlich auch das Schießen – jede neu hergestellte oder reparierte Waffe wird nämlich vom Büchsenmacher erst eingeschossen, bevor sie in den Verkauf kommt oder an ihren Besitzer zurückgeht.

Neben der praktischen Unterweisung erhalten die angehenden Büchsenmacher auch theoretischen Unterricht. Außer allgemeinbildenden Fächern wie Deutsch, Englisch und Wirtschaftslehre stehen Fächer wie Metallkunde und technische Mathematik auf dem Lehrplan. Solide mathematische Kenntnisse sind dann auch eine essentielle Voraussetzung, um die Ausbildung erfolgreich zu durchlaufen. Ganz wichtig sind auch handwerkliches Geschick, technisches Verständnis sowie ein hohes Maß an Geduld und Ausdauervermögen, denn es dauert in der Regel geraume Zeit, bis sich in der praktischen Ausbildung die ersten Erfolgserlebnisse einstellen. Die Schüler kommen aus ganz Deutschland,  einige auch aus dem Ausland, denn  die Berufsfachschule genießt internationales Renommee. „Wir hatten schon Schüler  aus Norwegen, Ungarn und sogar Südafrika“, berichtet Henneberg. Aus Frankreich kommt Lina Lefevre. Die 25-jährige Offizierstochter hatte erst einen Bachelor in Geologie erworben, bevor sie sich für eine Ausbildung zur Büchsenmacherin entschied. „Nach meinem Abschluss will ich die Welt kennenlernen“, berichtet sie. Ein Vorhaben, das absolut realistisch ist. Denn staatlich geprüften Büchsenmachern aus Suhl stehen die Türen so gut wie überall offen. Außer bei Büchsenmachereien in der ganzen Welt können sie in Deutschland bei Polizei und Bundeswehr arbeiten sowie bei den bundesweit sechs Beschussämtern, die für die Prüfung von Waffen und  Munition zuständig sind.

Der Autor Hauke Rudolph war von seinem eigenen Bewerbungsgespräch in Suhl so beeindruckt, dass er diese Kurzdarstellung schrieb und einschickte - er hat Talent zum Schreiben und ist mittlerweile an anderer Stelle beschäftigt.